Brudi-Bräu

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Light and Magic

Steckbrief

Sommelier to go

Noch ein belgisches Klosterbier? Naja, was soll man machen, Brudi hat die halt einfach drauf. Light and Magic ist ein Tripel und unter den vier großen belgischen Klosterbier-Stilen (Enkel, Dubbel, Tripel und Quadrupel) ist Tripel der jüngste Stil. Wie schon beim Dubbel erwähnt reicht die Tradition des Bierbrauens in belgischen Klöstern bis ins Mittelalter zurück und produziert bis heute einige der besten traditionellen dunklen obergärigen Biere der Welt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden allerdings leichtere und hellere Biere wie das tschechisch-deutsche Pilsener oder das englische Pale Ale in Europa immer beliebter. Dem konnten sich auch die traditionsbewussten belgischen Klosterbrauereien nicht dauerhaft verwehren und so entwickelte das Trappistenkloster Westmalle in den 1930ern das erste Tripel. Ich kann nur mutmaßen, wie die Entwicklung abgelaufen ist aber ich stelle mir vor, dass die Mönche sich so etwas gedacht haben wie "Okay, wenn alle Welt nur noch leichtes, helles Bier trinkt, machen wir halt auch ein leichtes helles Bier. Aber weil wir hier in Belgien sind, machen wir es übertrieben stark und nehmen unsere äußerst ausdrucksstarken Klosterbierhefen für die Vergärung!". Damit sieht ein Tripel einem Pilsener zwar ähnlich, ist aber ansonsten in so ziemlich jedem anderen Punkt das exakte Gegenteil. Statt 4-5% Alkohol wie bei einem Pils hat so ein Tripel schon mal zwischen 8 und 10% und statt einer dezent blumigen Hopfennote bestimmen die würzigen Phenole und fruchtigen Ester von der Hefe den Geruch und Geschmack des Bieres. Die Aufgabenstellung, einen leichten Durstlöscher zu brauen, haben die Mönche von Westmalle also klar verfehlt. Sie haben aber eine äußerst interessante Variation ihrer traditionellen Brauphilosophie "Übertrieben viel Malz plus ein bisschen Aromahopfen plus Zucker plus obergärige, charakterstarke Hefe plus genug Zeit zum Reifen" geschaffen und sich ein Publikum eröffnet, das eher hellen Bieren zuneigt. Obwohl andere Klöster und kommerzielle Brauereien den Stil schnell kopierten, bleibt Westmalle Tripel das oft kopierte und selten erreichte Maß der Dinge für den Stil. Obwohl Brudi von seiner Interpretation schon sehr viel hält. Aber dazu später mehr. Wie auch beim Dubbel sorgt auch beim Tripel der Einsatz von Zucker dafür, dass das Bier sich recht leicht trinkt und gar nicht so schwer wirkt wie es ist. Daher Vorsicht beim Konsum egal welches Tripels. Der Alkoholgehalt macht sich eher früher als später bemerkbar.

Wie für alle belgischen Klosterbiere empfehle ich für ein Tripel ein Kelchglas. Ein richtiger Trappistenkelch ist ideal, ein großes Rotweinglas oder eine Pilstulpe tuts aber auch. Die optimale Trinktemperatur liegt bei 12-14°C also macht es Sinn, die Flasche 45 Minuten bis eine Stunde vor dem Trinken aus dem Kühlschrank zu nehmen. Light and Magic ist ein hellgelbes, trübes Bier mit weißer Schaumkrone. Das Aroma wird von pfeffrig-würzigen Phenolen dominiert. Dezente Birnen- und Bananennoten und ein Hauch Alkohol sind ebenfalls wahrnehmbar. Im Antrunk ist Light and Magic schlank und prickelnd, brennt dann aber im Mund ein Geschmacksfeuerwerk ab: Prominent sind die würzig-pfeffrigen Phenole, die an Paprika und exotische Gewürze erinnern und Esternoten wie Birne, Banane und Aprikose. Eine leichte alkoholische Wärme weist ganz unverbindlich darauf hin, dass sich das Bier im Mund nach 6% Alkoholgehalt anfühlt aber sich trotzdem mit 9% im Kopf niederschlagen wird. Ester und Alkohol lassen das Bier täuschend süß wirken aber tatsächlich ist es recht trocken und hat einen spritzigen Abgang. Davon sollte man sich aber wie beim Dubbel auf keinen Fall täuschen lassen.

Tripels sind erstaunlich vielseitig wenn es ums Kombinieren mit Speisen geht und Light and Magic ist da keine Ausnahme. Würzige Speisen wie Currys harmonieren gut mit den Phenolen. Auch gegrilltes Fleisch und/oder Gemüse passt gut dazu. So ein Tripel hat definitiv genug Wumms um sich gegen die starken Röstnoten des Gegrillten zu behaupten. Eine weitere Empfehlung, die ich noch probieren muss sind belgische Waffeln zum Tripel.

Brudis Brau-Tipps

Ich finde, für Heimbrauer*innen sind Tripels der perfekte Einstieg in die Welt der belgischen Klosterbiere weil die besten Tripel-Rezepte geradezu langweilig einfach sind. Westmalle Tripel, die Königinnenmutter aller Tripels wird mit Pilsener Malz und 15% Zucker gebraut. Einfachheit ist also wie bei allen belgischen Klosterbierstilen einer der Schlüssel zum Erfolg. Die anderen sind benediktinische Geduld in Kombination mit einer ausdrucksstarken Hefe und die Bereitschaft, das Reinheitsgebot einen jahrhundertealten Text sein zu lassen um Zucker ins Bier rühren zu können. Egal ob Dubbel, Tripel oder Quad: Einfachheit, Geduld und Zucker führen zu gutem Bier.

Stellen wir also die Zutatenliste im Sinne der Einfachheit zusammen. Für etwa 16 Liter Bier werden folgende Zutaten benötigt:

Bei der Malzschüttung lehne ich mich im Wesentlichen ans Westmalle Tripel an, werfe aber noch ein bisschen Carapils für die Schaumkrone ins Bier. Ich stolpere häufiger über amerikanische Rezepte, die noch zig andere Malze wie Melanoidinmalz, Roggenmalz, Münchner Malz oder diverse Karamellmalze in die Schüttung mit aufnehmen. Kann man machen, ist aber in meinen Augen Firlefanz wenn das wahrscheinlich beste Tripel der Welt ohne auskommt. Ebenso ist die Verwendung von hellem belgischem Candi-Sirup teurer Unsinn. Im Gegensatz zu dunklen Klosterbieren trägt der Zucker beim Tripel nicht zum Geschmack bei, also kann man einfach billigen Haushaltszucker nehmen (was helles Candi-Sirup wohl chemisch ohnehin ist). Was den Hopfen angeht, ist die konkrete Sorte nicht wahnsinnig wichtig, so lange sie nicht zu bitter ist. Eine kleine Bitterhopfengabe balanciert das Bier ein bisschen aus und eine ebenfalls kleine Aromahopfengabe fügt idealerweise noch ein paar würzige Noten hinzu, die gut mit den Phenolen der Hefe harmonieren. Dazu nehme ich meist Schwiegervaters undefinierten Aromahopfen, Tettnanger oder Saazer. Interessant wäre sicher auch eine kleine Aromahopfengabe mit fruchtigen IPA-Hopfen, die die Ester von der Hefe gut ergänzen aber das habe ich noch nicht ausprobiert. Die Hefe ist ohnehin der Star in diesem Bier. Lallemand Abbayé ist ein Experiment meinerseits. Normalerweise braue ich Klosterbiere mit der SafAle BE-256, die eher auf der fruchtigen Seite des Geschmacksspektrums landet. 2022 ist aber das Jahr, in dem ich mit meinen Klosterbieren ein paar neue Dinge ausprobiere, deswegen ist dieser Jahrgang mit Lallemand Abbayé gebraut. Damit wird das Bier etwas phenolischer, was auch nicht schlecht ist. Summa Summarum machen beide Hefen gutes Bier und der/die Braumeister*in kann das nach eigenen Vorlieben entscheiden.

Ich braue Light and Magic mit der Brew-in-a-Bag-Methode, wobei ich das Abstandgitter meines Einkochers unter den Maischesack lege, damit ich Stufenmaischen machen kann. NACHMACHEN AUF EIGENE GEFAHR! Der Maischesack ist dazu nämlich eigentlich nicht gedacht. Zu Beginn erhitze ich 20 Liter entkalktes Wasser auf 52°C und rühre die Malzschüttung ein. Danach hat das Wasser ungefähr 50°C, wo ich die Temperatur für 10 Minuten auf einer Proteinrast halte. Danach erhöhe ich die Temperatur auf 65°C und halte sie für eine Stunde. Diese zweistufige Maische verbessert Schaumkrone und Mundgefühl. Wer das so nicht machen möchte oder kann, sollte mit einer 90-minütigen Infusionsmaische bei 65°C auch ein gutes Ergebnis erzielen. Hauptsache viele vergärbare Zucker, das Bier muss trocken werden. Zum Abmaischen erhöhe ich die Temperatur auf 78°C und ziehe den Maischesack aus dem Einkocher.

Das Hopfenkochen dauert wegen des hohen Anteils Pilsener Malz bei mir 90 Minuten, weswegen ich zusätzliche zwei Liter Wasser als Nachguss dazugebe. Als Nebeneffekt der langen Kochdauer kriegt das Bier ein bisschen Farbe. Nach 30 Minuten Hopfenkochen gebe ich 37g Aromahopfen als Bittergabe ins Bier. Die restlichen 24 Gramm folgen als Aromagabe nach 85 Minuten zusammen mit dem Zucker. Der Zucker muss gut eingerührt werden, damit er nicht am Topfboden karamellisiert.

Bei so einem Brummer von einem Bier braucht die Hefe jede Unterstützung die sie kriegen kann, weshalb ich sie nach Anleitung rehydriere. Die primäre Gärung dauert zwei bis drei Wochen bei 18°C. Ich lasse meine belgischen Klosterbiere gern etwas kühler vergären als das allgemein empfohlen wird. Das reduziert die Bildung von Fuselalkoholen. Der Nachteil ist, dass das etwas länger dauern kann. Es lohnt sich aber, so lange zu warten denn die letzten paar Grad Plato sind die die das Bier so charakteristisch trocken machen. Stichwort benediktinische Geduld. Ich karbonisiere meine Biere mit 7,4g Zucker pro Liter wobei der Stil Tripel auch noch mehr verträgt. Dann fülle ich das Bier in Flaschen und lasse es mindestens drei, idealerweise sogar sechs Monate bei 18-20°C im Keller reifen. Ja, man kann das auch früher trinken aber ich lasse derartig starke Biere gern etwas länger im Keller liegen, damit sie schön rund werden.