Brudi-Bräu

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L'amie de la nuit

Steckbrief

Sommelier to go

L'amie de la nuit ist ein Dubbel, ein dunkles Klosterbier belgischer Art. Der Stil ist sehr geschichtsträchtig und eng mit den belgischen Klöstern, speziell denen des Trappistenordens verbunden. Klosterbiere haben eine lange Tradition die bis ins Mittelalter zurückreicht. Bier diente den Mönchen damals als Nahrungsmittel in der Fastenzeit, wobei erwähnt sei, dass damalige Biere längst nicht so hohe Endvergärungsgrade und damit auch nicht die Alkoholgehalte heutiger Dubbels oder Doppelböcke erreicht haben dürften. Sie werden dafür mehr Zucker und Eiweiße enthalten haben und tatsächlich eine gewisse sättigende Wirkung gehabt haben. Macht logisch auch mehr Sinn als Mönche, die sich zur Fastenzeit auf leeren Magen schwere Biere mit 8% Alkohol reinschrauben. Einigen Klöstern brachte das Bierbrauen auch zusätzliche Einnahmen um das Klosterleben zu finanzieren, was viele Trappistenbrauereien noch heute so machen. Aus dieser Tradition kommt übrigens auch der Name "Dubbel". Er entstand, um das einfache und relativ schwache Bier, das die Mönche für den täglichen Konsum für sich selbst brauten ("Enkel" genannt, niederländisch für "einzeln") von dem stärkeren Bier, das außerhalb des Klosters verkauft wurde und mit doppelt so viel Malz gebraut wurde ("Dubbel", niederländisch für "doppelt") zu unterscheiden. Auch sonst sind Dubbels eher traditionelle Biere. Dunkel und obergärig wie fast alle Biere vor dem 18. Jahrhundert gewesen sein dürften haben sie den Siegeszug der hellen und untergärigen Pilsener Biere überstanden und Neuerungen bei der Mälz- und Brautechnik nur dann aufgegriffen, wenn sie die Qualität des Bieres verbessert haben ohne seinen Charakter zu verändern. Eine wesentliche Innovation hat sich aber erst im 20. Jahrhundert eingeschlichen und das moderne Dubbel in seiner heutigen Form ermöglicht: Die Verwendung von Zucker. Durch die Einführung des Vandervelde-Gesetzes 1919, die den Verkauf von Spirituosen in Bars untersagte, stieg der durchschnittliche Alkoholgehalt belgischer Biere und dem konnten sich auch die Klosterbrauereien nicht verweigern. Es gibt Indizien dafür, dass dafür Zucker verwendet wurde, weil Malz knapp war. So oder so werden die meisten Dubbels heute mit Zucker auf den entsprechenden Alkoholgehalt gebracht und manchmal auch dunkler gefärbt, wodurch das Bier zwar stärker wird aber sich nicht schwerer anfühlt. Verfechter*innen des Reinheitsgebotes kriegen dabei Schnappatmung aber dieser Kniff ist heute ein Markenzeichen vieler belgischer Starkbiere.

L'amie de la nuit wird mit den drei Spezialzutaten gebraut, die belgische Klosterbiere so besonders machen: Zucker, eine ausdrucksstarke obergärige Hefe und mehrere Monate Zeit zum Reifen. Als eher malzbetontes Bier wird es am besten aus einem Kelchglas getrunken. Authentisch wäre ein Trappistenkelch, ein großes Rotweinglas funktioniert aber genau so gut und aus einer Pilstulpe oder einem Pintglas kann es zur Not auch getrunken werden. Die optimale Trinktemperatur liegt bei 10-12°C, also eine halbe bis dreiviertel Stunde vor dem Trinken aus dem Kühlschrank nehmen. Nach dem Einschenken sehen wir ein trübes, rotbraunes Bier mit einer crèmefarbenen Schaumkrone. Das Aroma dominieren hefige Ester und Phenole mit Noten von Bananen oder Nelken. Eine gewisse Trockenfruchtigkeit und Karamellnoten kommen von den Malzen und sind ebenfalls erkennbar. Im Antrunk ist L'amie de la nuit recht vollmundig und hat eine prickelnde Rezenz. Auch im Geschmack kommen Ester- und Phenolnoten von Banane und Nelke von der Hefe, während die Malze Aromen von Rosinen und anderen Trockenfrüchten beisteuern. Eine leichte Alkoholnote und ihr wärmender Effekt sind ebenfalls wahrnehmbar. Die Karamellmalze und der hohe Alkoholgehalt lassen das Bier süß erscheinen aber die Zuckerzugabe und der hohe Endvergärungsgrad machen das Bier recht trocken und verleihen ihm einen spritzigen Abgang. Davon aber nicht täuschen lassen, das Bier hat definitiv seinen belgischen Starkbier-Punch.

Zu Dubbels passen gut dunkles Wild und schokoladige Desserts. Ansonsten sind sie eher keine Partybiere. Mit ihrer Komplexität und ihrem wärmenden Effekt sind sie eher etwas für kalte, verregnete Herbstabende im gemütlichen Sessel mit einem guten Buch. Am besten ein Historienroman über mittelalterliche Klöster.

Für Heimbrauer*innen

L'amie de la nuit wird mit einem Einkocher im Brew-in-a-bag-Verfahren gebraut. Für etwa 16 Liter Bier werden folgende Zutaten benötigt:

Gemaischt wird 90 Minuten bei 65°C und mit 20 Litern Wasser. Nach dem Maischen werden noch ein bis zwei Liter als Nachguss hinzugegeben. Das Hopfenkochen dauert 70 Minuten, der Aromahopfen wird komplett als Bittergabe nach 10 Minuten dazugegeben. Der Kandiszucker wird fünf Minuten vor Kochende in der Würze aufgelöst. Die Trockenhefe wird vor der Zugabe rehydriert und komplett ins Gärfass gegeben. Die primäre Gärung dauert zwei Wochen bei etwa 18°C. Für die sekundäre Gärung wird das Bier auf Flaschen gezogen, mit 2,5 Einheiten CO2 karbonisiert und drei Monate bei Kellertemperaturen gelagert.