Brudi-Bräu

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Trois Lunes

Steckbrief

Sommelier to go

Ah ja, das Trois Lunes. Brudis Lieblingsbier, er freut sich jedes Jahr darauf es zu brauen. Es handelt sich um ein starkes Landbier, das von den nordfranzösischen Bières de Garde inspiriert ist. Bière de Garde heißt übersetzt "Bier zur Einlagerung" und das beschreibt sehr gut die Ursprünge dieses Stils. Im nördlichen Frankreich vor der Industrialisierung wurde Bier auf Bauernhöfen gebraut und war ein wichtiger Teil des Lohns für die Arbeiter*innen. Das große Problem dabei war, dass es vor der Erfindung der Kältemaschine im Sommer zu warm zum Brauen war. Deswegen wurde im Frühjahr ein stärkeres Bier gebraut, das bis zum warmen Sommer eingelagert werden konnte. Mit der Industrialisierung Nordfrankreichs konnte schließlich Pilsener ganzjährig von großen Brauereien hergestellt werden und die Bières de Gardes im traditionellen Sinn starben aus. Wiederbelebt wurde der Stil im frühen 20. Jahrhundert von der Brauerei Duyck. Die originalen Rezepte und Brauverfahren wurden nie ordentlich dokumentiert weil kein*e Brauhistoriker*in sich die Mühe gemacht hat, in alten Bauernhöfen danach zu recherchieren. Also wurde für den modernen Stil Bière de Garde das was man gesichert von früher wusste (lange Lagerzeit, höhere Stammwürze, eher malziger Geschmack) mit modernen Brautechniken kombiniert. Ein modernes Bière de Garde hat also wenig mit dem traditionellen Landbier zu tun, schmeckt aber trotzdem lecker. Man unterscheidet zwischen drei Ausprägungen von Bière de Garde: Blonde (hell), Ambrée (bernsteinfarben) und Bruin (dunkelbraun). Das sollte schon zeigen, dass Bière de Garde nicht in Schubladen gesteckt werden kann. Von einem stärkeren Hellen bis kurz vor Imperial Stout ist alles möglich. Was sie alle gemeinsam haben: Sie sind malzbetont, stark und haben ein klares Geschmacksprofil von den niedrigen Gärtemperaturen und der langen Lagerzeit.

Das Trois Lunes ist ein Bière de Garde Ambrée. Brudi nimmt sich beim Brauen aber ein paar Freiheiten in der Interpretation des Stils. Um nicht zu sagen, dass er so ziemlich ALLES FALSCH macht. Statt einer klaren Altbierhefe nimmt er eine pfeffrig-würzige belgische Saison-Hefe und statt einer Lagerung über sechs Wochen im Kühlschrank stellt er sie bei 20°C über mehrere Monate in den Keller. Im Ergebnis hat sein Bier ein etwas robusteres Geschmacksprofil als man es von den meisten Bières de Garde erwartet. Dafür ist es näher an den traditionellen Brauverfahren dran.

Ein Bière de Garde ist ein malzig-schweres Bier und sollte aus einem Kelchglas getrunken werden. Wo kein Kelchglas vorhanden ist, geht auch ein großes Rotweinglas, eine Pilstulpe oder ein Pint. Eine gute Trinktemperatur ist 8-10°C. Also etwa eine halbe Stunde vor dem Trinken aus dem Kühlschrank holen. Im Glas sehen wir ein naturtrübes, bernsteinfarbenes Bier mit einer recht großporigen weißen bis crèmefarbenen Schaumkrone. Den Geruch dominieren die Malzaromen mit Schwarzbrot, Bisquit und Trockenfrüchten. Ein paar bananige und pfeffrige Hefenoten sind auch wahrnehmbar. Trois Lunes ist vollmundig im Antrunk und hat eine prickelnde Rezenz. Der Geschmack geht von einem schwarzbrotig-nussigen Antrunk zu trockenfruchtig-bisquitartig über. Im Abgang ist das Trois Lunes trocken und spritzig wie ein dunkles Weizenbier trotz seiner über sieben Prozent Alkohol. Möglich macht das die schon erwähnte Saison-Hefe und der niedrige Endvergärungsgrad. Also vorsichtig damit, es trinkt sich schön leicht und spritzig aber es hat eben auch den Punch eines belgischen Starkbieres.

Traditionell lassen sich Bières de Garde gut mit kräuterlastigen französischen Speisen wie Cassoulet oder Ratatouille kombinieren. Es funktioniert aber auch gut zu Burgern oder Gegrilltem. Und für das optimale Bière-de-Garde-Erlebnis empfehle ich ein Trois Lunes am Abend nach einem Tag bei der Heuernte im Juni. Oh, ihr habt noch nie Heu geerntet? Macht mal, für das Bier lohnt es sich!

Für Heimbrauer*innen

Trois Lunes wird mit einem Einkocher im Brew-in-a-bag-Verfahren gebraut. Für etwa 16 Liter Bier werden folgende Zutaten benötigt:

Gemaischt wird 90 Minuten bei 65°C und mit 20 Litern Wasser. Das Wasser wird vorher mit einem Brita-Filter entkalkt. Nach dem Maischen werden noch ein bis zwei Liter als Nachguss hinzugegeben. Das Hopfenkochen dauert 70 Minuten, der Aromahopfen wird komplett als Bittergabe nach 10 Minuten dazugegeben. Die Trockenhefe wird vor der Zugabe rehydriert und komplett ins Gärfass gegeben. Die primäre Gärung dauert zwei Wochen bei etwa 18°C. Für die sekundäre Gärung wird das Bier auf Flaschen gezogen, mit 2,5 Einheiten CO2 karbonisiert und drei Monate bei Kellertemperaturen gelagert.