Wie? Brudi braut auch mal etwas helles und hopfiges mit weniger als 7% Alkohol? Allerdings tut er das, man sollte ja ab und an mal über den Tellerrand schauen, damit man nicht einrostet. Misty Medley ist seine Interpretation eines American Pale Ales, quasi die kleine Schwester des allgegenwärtigen IPA. Beides noch nie gehört? Kein Problem. Werfen wir einen nostalgischen Blick auf die Anfangszeit der Craft-Beer-Bewegung. In den späten 70ern hat die Prohibition die amerikanische Bierkultur weitestgehend ausgelöscht und was übrig geblieben ist, hat eine Handvoll industrieller Großbrauereien zu Bud Light und ähnlichem bitter-alkoholischem Sprudelwasser gemacht. Was also tun, wenn man auf handwerklich gebraute Biere mit Charakter steht? Selbstbrauen natürlich! Heimbrauer*innen-Literatur gibt es haufenweise aus Großbritannien, die Gerätschaften sind schnell beschafft und die Brauprozesse kriegen alle auf die Reihe, die schon mal Nudeln gekocht haben. Die meisten Heimbrauer*nnen dürften damals mit simplen Rezepten und amerikanischen Zutaten begonnen haben. Und simpler als eine Sorte helles Basismalz und lokale Hopfen geht es nicht. Die stärkeren Biere, die nach diesem Schema gebraut wurden, eroberten als Neuauflage der klassischen britischen India Pale Ales die Welt. Ein bisschen im Schatten der berühmt-berüchtigten IPAs steht das American Pale Ale. Trotzdem ist es ist es eine tragende Säule der Craft-Beer-Bewegung und mit dem Sierra Nevada Pale Ale gibt es seit den 80ern einen Vertreter, der zumindest in den USA allgegenwärtig und sehr lecker ist. American Pale Ales sind noch heute für viele Menschen der Türöffner für die weite und faszinierende Welt des Craft Beers. Hell, leicht und herb holen sie die klassischen Pilsener-Fans ab und bieten ihnen mit den fruchtigen Hopfenaromen doch etwas, das ihr Premium-Pils mit Felsquellwasser so nicht hat. Gleichzeitig begeistern immer neue Hopfensorten in immer neuen Kombinationen auch die gestandenen Craft-Beer-Hopheads. Und das ist doch die wahre Magie des Bieres: Es bringt die unterschiedlichsten Menschen zusammen, sogar gestandene Reinheitsgebot-Fernsehpils-Fans und Craft-Beer-Snobs, die jede Hopfensorte mit Vornamen kennnen.
Naja, genug geschwelgt, kommen wir zum Misty Medley. Es ist ein Vertreter dieses vielseitigen Bierstils, wie bei allen Brudi-Bräu-Bieren allerdings einer mit lokalen Zutaten. Statt des in den USA allgegenwärtigen 2-Row Pale Ale Malts wird Pilsener Malz aus dem hessischen Ried verwendet. Und statt amerikanischer Aromahopfensorten wie Citra, Simcoe oder Amarillo kommen Hüll Melon und Cascade aus dem Odenwald in den Braukessel. Damit die Hopfenaromen sich optimal entfalten können, ist eine Trinktemperatur von 8-10°C empfehlenswert also nehmt am Besten das Bier eine halbe Stunde vor dem Trinken aus dem Kühlschrank. Im Glas sehen wir ein strohgelbes, nahezu klares Bier (wenn wir es geschafft haben, den Hefebodensatz in der Flasche zu lassen...) mit einer weißen Schaumkrone. Im Aroma ist überwiegend der Hopfen wahrnehmbar, der Noten von Honigmelone und Mango ins Bier bringt. Der Antrunk ist schlank und trocken, die Rezenz prickelnd und so bleibt das Bier auch bis zum Abgang. Im Geschmack sind honigartige Noten vom Pilsener Malz und eine angenehme Herbe und Melonen- und Mangonoten vom Hopfen wahrnehmbar, die sich aber vornehm zurückhalten und beim Trinken niemals "BAAAAM! HIER BIN ICH!" schreien, wie es bei einem IPA der Fall wäre. Der Abgang ist spritzig und klar. Mit 4,9% Alkohol ist Misty Medley (für ein Brudi-Bräu-Bier) relativ leicht und mit seinem unaufdringlichen aber charaktervollen Geschmack eignet sich genauso für die WG-Party am Wochenende wie für das Craft-Beer-Tasting.
Auch für Food-Pairings ist so ein American Pale Ale sehr vielseitig. Natürlich geht alles, was im weitesten Sinne amerikanisches Essen ist, also Burger, BBQ und Tex-Mex. Die hopfig-bittere Fruchtigkeit harmoniert aber auch gut mit Pizza und Curry.
Misty Medley wird mit einem Einkocher im Brew-in-a-bag-Verfahren gebraut. Für etwa 16 Liter Bier werden folgende Zutaten benötigt:
Gemaischt wird 60 Minuten bei 67°C und mit 20 Litern Wasser. Nach dem Maischen werden noch ein bis zwei Liter als Nachguss hinzugegeben. Das Hopfenkochen dauert 90 Minuten, der Aromahopfen wird komplett als Bittergabe nach 10 Minuten dazugegeben. Hüll Melon und Cascade werden vermischt und jeweils 10 Gramm werden 15, 10 und 5 Minuten vor Ende des Hopfenkochens hinzugegeben Der Rest wird zum Ende des Hopfenkochens hinzugegeben. Die Trockenhefe wird vor der Zugabe rehydriert und komplett ins Gärfass gegeben. Die primäre Gärung dauert ein bis zwei Wochen bei etwa 20°C. Für die sekundäre Gärung wird das Bier auf Flaschen gezogen, mit 2,5 Einheiten CO2 karbonisiert und drei Wochen bei Kellertemperaturen gelagert.